Rücktritt des Vorstandes

Liebe Aktive, liebe Mitglieder,

wir richten uns mit einer drastischen Entscheidung an euch. Wir werden als vierköpfiger Vorstand von unseren Vorstandsämtern zurücktreten und unsere Vorstandsposten freigeben bzw. zur Neuwahl aufrufen. Für diese Entscheidung gibt es viele unterschiedliche Gründe und sie ist uns alles andere als leicht gefallen. Unter den aktuellen Umständen, auf die wir sogleich genauer eingehen, ist es eine Entscheidung, die dem Verein eine neue Chance geben soll, da wir uns nicht in der Lage sehen, jene Vereinsentwicklung voranzutreiben, die MoG für ein (gutes) Fortbestehen braucht.

Wir werden euch im folgenden sehr langen Text mehr Kontext geben und hoffen, dass ihr Verständnis für unsere Entscheidung und Situation aufbringen könnt. Wir haben lange überlegt, wie ausführlich wir darüber berichten, nicht zuletzt weil von verschiedenen Seiten angemerkt wurde, dass „negative“ Berichterstattung (über Probleme, Herausforderungen bei MoG etc.) nicht unbedingt den nötigen Schwung / die gewünschte Motivation reinbringt, die die Probleme lösen würde. Wir verstehen das, aber zugleich wird ebenfalls häufig angemerkt, dass wir mehr über interne Vorgänge kommunizieren sollen. Bei dieser Entscheidung, die weitreichende Konsequenzen auf den Verein hat, sind wir allerdings davon überzeugt, dass ein Mehr an Transparenz hilfreich ist. Wir finden es fair, unsere Sichtweise ausführlich darzulegen. Außerdem hoffen wir, dass euch der Einblick hilft, als Vereinsmitglieder zu den nötigen Veränderungen bei MoG beizutragen und sich potentiell sogar für ein neues Vorstandsteam zu begeistern. Denn obwohl dieser Text sehr erschlagend wirken kann, wollen wir die Vorstandsarbeit als solche nicht schlecht reden – sonst wären wir trotz viel Überforderung nicht so lange und gerne im Vorstand aktiv gewesen.

Hintergrund:

Der Vorstand bei Musiker ohne Grenzen e.V. besteht aktuell aus vier ehrenamtlichen Mitgliedern. Die Definition und Umsetzung seiner Aufgaben sowie die Wahrnehmung des Vorstandes hat sich im letzten Jahrzehnt immer wieder verändert. Das hat verschiedene Gründe und hängt u.a. damit zusammen, dass sich die Struktur von MoG verändert hat. Insbesondere der Prozess (Beginn 2016 und bis heute andauernd), der zur Gründung der damals noch sechs Mitgliedsvereine führte, gab MoG e.V. eine neue Funktion als Dachverband und warf dadurch neue Identitätsfragen auf (bspw. inwiefern MoG – neben seiner Funktion als Dachverband – auch eigene, identitätsstiftende Projekte initiieren und dabei seinen eigenen Satzungszwecken gerecht werden kann/sollte). Die Veränderung der MoG-Struktur wirkte sich unmittelbar auf die Vorstandsarbeit aus und führte zunächst in einigen Bereichen zur erwünschten (mind. rechtlichen) Entlastung des damaligen Vorstandteams. Allerdings zeigte sich in den letzten Jahren, dass sich die meisten Mitglieder, die vorher bei MoG e.V. aktiv gewesen waren, zunehmend mit ihren Mitgliedsvereinen (ehemaligen Projekten) identifizierten, in die aktive Arbeit ihres Mitgliedsvereins einstiegen und daraufhin häufig ihre Aufgabe bei MoG e.V. beendeten oder zumindest „herunterfuhren“. Auch nach Projektrückkehr engagierten sich „neue“ MoGs fast ausschließlich in ihren Mitgliedsvereinen und fanden eher selten den Weg zur langfristigen Mitarbeit im Dachverband. Obwohl die MoG-Gemeinschaft also scheinbar wuchs, schrumpfte das Kernteam von MoG e.V. weiterhin, obwohl die Aufgabenliste – nicht zuletzt durch die neue Funktion als Dachverband – immer länger wurde, die Bedarfe und Anforderungen der Mitgliedsvereine an den Dachverband stiegen und neue Herausforderungen zum Vorschein kamen. Wir möchten hier betonen, dass sich einzelne Mitglieder für MoG e.V. sehr stark gemacht haben und sich in hohem Maße engagiert haben. In der Summe war (und ist) das Kernteam dennoch sehr klein.

In diesem gesamten Prozess (seit etwa 2017) lag der MoG-Fokus über eine lange Zeit auf der Gründung, Entwicklung und Unterstützung der „jungen“ Mitgliedsvereine, die sich zum einen ganz unterschiedlich schnell entwickelten und zum anderen unterschiedliche Schwerpunkte in ihrem Verein und ihrer musikalischen Projektarbeit setzten. Nicht ausschließlich deshalb, aber zu großen Teilen, haben den Vorstand ständig neu auftauchende, sehr zeitaufwendige Fragestellungen und Aufgabenbereiche „überrollt“. Wir (bzw. ehemalige Vorstandsmitglieder) haben eng mit Christoph, der damals noch als Projektkoordinator tätig war und uns mit Rat und Tat zur Seite stand, zusammengearbeitet, aber auch Christoph war mit dem ansteigenden Berg der Aufgaben mehr als ausgelastet. Der Vorstand war stark damit überfordert, seine Rolle im neu strukturierten Verein / Dachverband eindeutig zu definieren und im Verein bekannt zu machen. Die Definition der (veränderten) Rolle, der (veränderten) Pflichten und der (veränderten) Wahrnehmung bei den Mitgliedern und den Mitgliedsvereinen von a) dem Dachverband und daraus folgend auch b) vom Vorstand fordert uns bis heute sehr heraus. Die Corona-Pandemie, die in unserem dezentralen Verein zu noch weniger Präsenztreffen und damit verbunden weniger Austausch und Gemeinschaftsgefühl geführt hat, half nicht dabei, bessere Einblicke, mehr Klarheit und mehr Verständnis für unsere Situation zu schaffen.

MoG ist strukturell komplex aufgebaut. Viele Arbeitsprozesse laufen parallel, sind ineinander verwoben, zeitaufwendig und setzen viel (u.a. vereinsrechtliches) Hintergrundwissen, Kompetenz und Verlässlichkeit voraus. Eine große Herausforderung besteht außerdem darin, dass in unserer ehrenamtlichen Aktivenstruktur die Teammitglieder nicht selten wechseln und jede:r ein ganz eigenes Verständnis von MoG und den Aufgaben hat: verschriftliche Konzepte, Ideen, Hintergründe und ein ähnliches Verständnis, die/das erarbeitet wurden, gehen häufig durch die Teamwechsel, aber auch unabhängig davon in den Tiefen der MoG-Wolke oder des Netzwerks verloren. Um trotzdem eine Mitarbeit zu ermöglichen und den Dachverband wieder zugänglicher zu machen (damit er funktionsfähig bleibt), haben wir damals als leider nur noch zweiköpfig arbeitender Vorstand zusammen mit Christoph ab April 2020 in unserer Zukunftswerkstatt (ZW) auf diese Situation aufmerksam gemacht. Wir haben unseren Schwerpunkt darauf gesetzt, die neuen Strukturen, ihre Hintergründe und Komplexität allen interessierten Mitgliedern im Detail zu erklären, sie für eine Mitarbeit und aktive Gestaltung des Vereins zu gewinnen, Lösungsvorschläge für langjährige MoG-Probleme zu erarbeiten und dem Aktivenschwund entgegenzuwirken. Das geschah überwiegend im Rahmen der mehrmonatigen, sehr zeitintensiven Online-Zukunftswerkstatt, aber auch in Form von Infomails an alle Mitglieder, Aktivenmails, Berichten auf den Mitgliederversammlungen oder Hauptausschüssen, Nachrichten im MoG-Chat oder im persönlichen Austausch. Dass die ZW durch die damals gerade entstandene Pandemie online stattfinden musste und sich die ca. 15 Teilnehmenden online nicht gut persönlich kennenlernen konnten, hat den Prozess sicherlich sehr erschwert. Das gewünschte vergrößerte „MoG-Kernteam“, was sich mit dem Erarbeiteten zukünftig beschäftigen, Ressorts neu definieren und dann anschließend auch aktiv hätte mitarbeiten sollen, ist nach bzw. durch die ZW nicht entstanden.

Trotz vieler Bemühungen ist die Vorstellung darüber, was der Dachverband (und der Vorstand) macht, aber auch für sein Bestehen braucht, bei den meisten Mitgliedern und insbesondere auch bei einigen Mitgliedsvereinen immer noch sehr vage. In nur seltenen Fällen wurde auf unsere Nachrichten mit Rückmeldungen, Fragen oder konstruktiver Kritik reagiert. In der Zusammenarbeit mit anderen Teams sind wir in den letzten Jahren tendenziell eher auf Unverständnis gestoßen, nicht zuletzt auch von Mitgliedsvereinen, die unsere Arbeit oder Entscheidungen häufig nicht nachvollziehen können. Das beruht zu einem großen Teil sicherlich auf fehlender Kommunikation von unserer Seite sowie einem starken Fokus der Mitgliedsvereine auf sich selbst. Obwohl sich das von den jeweiligen Seiten anders gewünscht wird, besteht insgesamt wenig MoG-Gemeinschaftsgefühl und eine zu vage Vision, wohin sich MoG in Zukunft bewegen und welche Schwerpunkte gesetzt werden sollen. Uns ist bewusst, dass für das gegenseitige Verständnis eine engere Zusammenarbeit (sprich mehr Zeit / mehr Geduld von allen Beteiligten) nötig wäre, die im vollen Vereinsalltag in rein ehrenamtlich arbeitenden Teams schwer umzusetzen ist.

In den letzten Jahren waren wir im Vorstand immer mehr frustriert davon, Problemen und Konflikten „hinterherzulaufen“ und die restlichen Aufgaben fast nie zufriedenstellend, geschweige denn proaktiv ausführen zu können. Die Bearbeitung vieler wichtiger Themen kam in dieser Zeit zu kurz, noch kürzer kam die Kommunikation über die anstehende oder umgesetzte Arbeit. Das bedauern wir und möchten uns dafür entschuldigen. Wir hätten sehr gerne regelmäßiger und detaillierter über unsere Arbeit und Entscheidungen berichtet. Unsere zeitlichen Ressourcen sind jedoch in aller Regel durch die Arbeit als solche komplett ausgeschöpft. Das ist ein Dilemma, für das wir keine zufriedenstellende Lösung gefunden haben. Wir haben wirklich unser Bestes gegeben, erkennen aber an, dass eine noch bessere Kommunikation nötig wäre und Kommunikationsstrukturen verändert werden sollten, damit die Kommunikation in Zukunft von allen Seiten noch regelmäßiger und effektiver erfolgen kann.

Das Vorhaben, den Verein mit mehr Aktiven zu beleben, hat 2020 und 2021 extrem viele Vorstandskapazitäten gebunden, zumal wir damals im eigentlich vierköpfig vorgesehen Team nur zu zweit gearbeitet haben. Um unsere Arbeit wieder etwas proaktiver und realistischer gestalten zu können, mussten wir uns im letzten Jahr davon distanzieren und haben stattdessen versucht, als neues vierköpfiges Team die Rolle des Gremiums „Vorstand“ zu definieren. Wir haben seltener über die weiter bestehenden Probleme berichtet, was u.a. von einigen wenigen Mitgliedern auf der letzten Mitgliederversammlung kritisiert wurde. Wir verstehen die Kritik und möchten sie gerne annehmen. Allerdings hatten wir auch den Eindruck, dass wir Probleme im Verein in der Zeit davor sehr häufig angesprochen hatten, sich daraufhin wenig geändert hatte und das ständige weitere Thematisieren der MoG-Probleme nicht automatisch zur plötzlichen Motivation und Engagement der Mitglieder geführt hatte (s.o. – auch hier besteht so gesehen ein Dilemma).

Der Vorstand ist das Gremium im Verein, für das (aus unserer Sicht) am wenigsten klar definiert ist, welche Aufgaben ihm zugeordnet sind. Denn neben den rechtlichen und den in der Satzung explizit festgehaltenen Aufgaben hat sich der Vorstand bisher immer viele weitere administrative, strategische und inhaltliche Aufgaben zugeschrieben bzw. wurden ihm diese extern zugeschrieben. Um handlungsfähig bleiben zu können, haben wir uns vor einem Jahr dazu entschlossen, wichtige, aber zu kurz kommende Aufgabenbereiche auszulagern und eine Geschäftsführungsstelle zu erschaffen, die derzeit durch Christoph ausgeübt wird. Die konkreten Aufgaben der Geschäftsführung könnt ihr im Netzwerk nachlesen. Die Geschäftsführung nimmt uns viele wichtige Aufgaben ab. Die Stelle bindet natürlich wesentliche finanzielle Ressourcen, war aber ein essentieller Schritt, um die Vorstandsarbeit weiterhin durchführen zu können.

Dennoch fallen dem Vorstand weiterhin viele Fragestellungen und Anfragen zu, die spontan „aufploppen“ und für die innerhalb kurzer Zeit Lösungen gefunden werden müssen bzw. Antworten von den Fragesteller:innen erwartet werden. Dies betrifft meist inhaltliche Anfragen von ganz unterschiedlichen Teams / Menschen (intern oder extern) und Anfragen für finanzielle Unterstützung. Der Umfang der Vorstandsaufgaben ist hoch und meist schwer einzuschätzen. Die Umsetzung dauert fast immer länger als geplant. Die Bearbeitung von Konzepten und Absprache bezüglich verschiedener Vereinsprozesse mit unserer Geschäftsführung nimmt viele unserer Ressourcen ein. Es tauchen immer wieder unerwartete (rechtliche) Probleme auf, teils auch aus der Zeit vor der eigenen Amtsperiode, die einer durchdachten Lösung bedürfen. Uns erreichen regelmäßig Anfragen für Kooperationen (deren Arbeitsaufwand schwer einschätzbar ist). Die Bedarfe der Mitgliedsvereine ändern sich und damit einhergehend auch die Arbeitsschwerpunkte im Dachverband. Neue Arbeitsbereiche entstehen (damit gehen nötige zeitaufwendige Zielsetzungen für die jeweiligen Teams einher) oder werden doch wieder liegen gelassen (damit geht die Kompensation dieser Arbeitsbereiche einher). Es treten Missverständnisse oder Unzufriedenheiten zwischen uns und anderen Teams auf, deren Klärung viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Gestaltung und (rechtliche sowie inhaltliche) Betreuung unserer hauptamtlichen Stelle fordert Zeit und Energie. Entscheidungen über finanzielle Schwerpunkte oder Investitionen benötigen viel Zeit und eine nachvollziehbare Argumentation usw. Wir führen hier nur ein paar Beispiele auf.

In den letzten Monaten hat sich unsere Situation im Vorstand zugespitzt. Der Druck auf uns hat sich erhöht, da die Geschäftsführung und auch wir individuell im Vorstand vermehrt unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, welche Schwerpunkte bei MoG gesetzt werden sollten und wie viel persönliches Investment sowie welche Arbeitsschritte nötig und realistisch sind. Dies hat zu viel Unzufriedenheit und Unklarheit zwischen und innerhalb der beiden Teams geführt. Unser Geschäftsführer Christoph, der MoG schon lange begleitet und in vielen Arbeitsprozessen involviert ist, hält in der gegenwärtigen Situation bestimmte Vereinsentwicklungen für dringend notwendig. Diese betreffen sowohl die Struktur als auch die inhaltliche Arbeit von MoG und sind zudem eng mit Christophs hauptamtlicher Zukunft bei MoG verknüpft, gewissermaßen deren Voraussetzung. Eine (Weiter-)Arbeit ist unter den aktuellen Gegebenheiten (u.a. jahrelange Arbeitsüberlastung und regelmäßige Kompensation vieler Arbeitsbereiche) weder gewünscht noch vertretbar. Zwecks klarer und transparenter Kommunikation möchten wir an dieser Stelle die wesentlichen konkreten Anliegen, mit denen sich Christoph an uns gewendet hat, knapp umreißen:

Erstens die zeitnahe Erstellung bzw. Präzisierung, Bekanntmachung im Verein sowie regelmäßige Überprüfung eines (im Rahmen der Möglichkeiten) durchdachten Stellenkonzepts für die hauptamtliche Geschäftsführung. Zweitens die weitestgehende Aufhebung der vielfältigen strukturellen Abhängigkeiten des Vereins von Christoph innerhalb der nächsten sechs Monate. Drittens die Planung und Durchführung einer identitätsstiftenden und selbststrukturierenden Maßnahme (etwa einer Zukunftswerkstatt 2.0) mit dem Ziel, die Identifikation mit den Vereinszielen zu fördern und wieder mehr Aktive für die Mitarbeit zu begeistern. Diese Maßnahme soll bestenfalls von einem Coaching bzw. einer professionellen Moderation begleitet werden. Viertens die Reaktivierung der Vorhaben des Projektleiter:innen-Seminars 2016 im Sinne einer Entwicklung eines gemeinsamen Fahrplans mit allen Vereinen der MoG-Familie für die nächsten zwei bis drei Jahre. Damals wurde ein verbindlicher Konsens-Beschluss mit allen Beteiligten getroffen (der übrigens noch immer gültig ist), der die Ausgründung der Vereine und weitere Absprachen zur inhaltlichen (Zusammen-)Arbeit enthält. An viele Absprachen haben sich verschiedene Teams nicht gehalten. Der Fahrplan sollte daher erneut verhandelt und stärker in den Fokus gerückt werden, um die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsvereinen und dem Dachverband zu stärken. Zwischen dem Vorstand und der Geschäftsführung sowie allen weiteren Teams bei MoG und den Mitgliedsvereinen muss wieder ein größeres Verständnis für die gegenseitige Arbeit entstehen sowie gemeinsame Ziele definiert oder zumindest angestrebt werden. Fünftens die Konzeption und Einrichtung (u.a. Zieldefinition, Ausgestaltung in der Satzung, Stellenkonzept, Finanzierung, Betreuung) weiterer hauptamtlicher Stellen, um die fortwährend hohe Arbeitslast, die von einer hauptamtlichen Person allein nicht bewältigt werden kann, auf mehrere Schultern zu verteilen.

Wir können inhaltlich nahezu alle formulierten Aspekte nachvollziehen, wir müssen an dieser Stelle aber auch ehrlich sein – ehrlich gegenüber uns selbst und ehrlich gegenüber dem Verein. Die Bearbeitung bzw. Umsetzung der Anliegen muss in weiten Teilen vom Vorstand und der Geschäftsführung geleistet werden. Um – verantwortungsbewusst und innerhalb des gewünschten zeitlichen Rahmens – diesen Erwartungen gerecht zu werden, ist noch viel, viel mehr Zeit- und Energieinvestment nötig als bisher, welches wir vier Vorstandsmitglieder in unseren aktuell sehr fordernden persönlichen Lebensphasen sowohl individuell als auch im Team nicht werden leisten können. Hinzu tritt, dass die Amtszeit von Lea und Judith im Dezember 2023 enden wird, weshalb sie sich nicht in einen neuen riesigen Prozess stürzen können bzw. wollen. Die Option, dass die Anliegen von uns nur unzureichend bearbeitet werden und Christoph daraufhin möglicherweise relativ kurzfristig seine Tätigkeit bei MoG beendet, halten wir in jedem Fall für die schlechteste und folgenreichste für den Verein, die Mitgliedsvereine und letztlich natürlich auch die Musikprojekte.

Wir bedauern sehr, dass es zu solch einer Entscheidung gekommen ist und möchten uns für Dinge, die in letzter Zeit nicht gut gelaufen sind, entschuldigen. Dass ein Vorstand mit dem gesamten Team zurücktritt, ist alles andere als günstig. Wir persönlich können diese zusätzlichen Erwartungen, die an uns als Vorstand gestellt werden – parallel zu den uns ohnehin schon (über-)fordernden, anfallenden Aufgaben des Vereinsalltags – nicht leisten. Wir hoffen sehr, dass ihr Verständnis für unsere persönlichen Entscheidungen aufbringen könnt.

Schließlich sehen wir in unserem Rücktritt auch eine große Chance für MoG und die weitere hauptamtliche Anstellung von Christoph. Ein neues Team steht nämlich immer auch für neue Ansätze, frische Energie und viele neue Ideen. Unter den richtigen Umständen kann die Zusammenarbeit sehr viel Spaß machen und die eigene Mitarbeit sehr sinnstiftend und zielgerichtet sein. Uns liegt natürlich sehr am Herzen, unsere Aufgaben und das Amt gut an ein nächstes Team zu übergeben, sodass nicht unsere gesamte Vorstandserfahrung mit uns geht. Ein neues Team steht in der Übergangszeit also in keinem Fall alleine da. Wir möchten diesen Prozess – wenn dies erwünscht ist – gut begleiten. Bezüglich des weiteren Vorgehens und der nächsten Mitgliederversammlung, auf der wir die Neuwahl durchführen werden, kommen wir rechtzeitig auf euch zu. Die Mitgliederversammlung werden wir am Sonntag, 27. August 2023 in einem digitalen Rahmen durchführen. Haltet euch den Termin frei – ihr bekommt aber vorher natürlich noch eine offizielle Einladung.

Zum Ende hin möchten wir ein paar wichtige Dinge ergänzen:

Unabhängig von der Entwicklung der Zusammenarbeit von Vorstand und Geschäftsführung haben wir uns in den letzten Monaten viel mit dem Gremium „Vorstand bei MoG“ beschäftigt. Nach vielen Stunden Überlegungen waren wir (bereits lange vor unserer Rücktrittsentscheidung) immer mehr davon überzeugt, dass ein ehrenamtlicher, junger Vorstand unter den bisherigen Bedingungen und in Anbetracht der Menge an anfallenden Aufgaben und den hohen Ansprüchen, die er an sich selbst stellt, aber auch alle anderen an ihn stellen, es wahnsinnig schwer hat, seine Arbeit realistisch und zufriedenstellend auszuführen. Dass ehemalige Vorstandsmitglieder in den letzten Jahren immer wieder ihr Amt vor dem offiziellen Amtsende (meist ohne Übergabe an eine nächste Person) niedergelegt haben und die Überlastung ein ständiges Thema war und ist, überzeugt uns davon, dass die Probleme in weiten Teilen strukturell und weniger individuell bedingt sind. Als ehrenamtliche Person lässt es sich nicht vermeiden, dass anderen Lebensbereichen manchmal mehr Priorität eingeräumt wird. Egal wie verantwortungsbewusst mit dem Amt umgegangen wird – Kapazitäten verändern sich abhängig von Lebensumständen, insbesondere während der bis vor kurzem noch langen Amtszeit von vier Jahren. Aus diesem Grund hatten wir bei der letzten Mitgliederversammlung eine Verkürzung auf zwei Jahre vorgeschlagen. Die Planung und Umsetzung der Arbeit ist trotz aller angestrebten Verlässlichkeit alles andere als leicht. Darüber hinaus sind wir – wie schon im ersten Teil der Mail ausführlich beschrieben – mit der Definition und Priorisierung der vielen Aufgaben und der dafür notwendigen Kompetenzen immer wieder an unsere Belastungsgrenzen gestoßen.

Der Vorstand ist neben der Mitgliederversammlung das zentrale Gremium, ohne dessen Existenz der Verein Musiker ohne Grenzen e.V. nicht bestehen kann. Wir halten es für unabdingbar für die zukünftige Arbeit des gesamten MoG-Kosmos, dass dieses Gremium arbeitsfähig bleibt bzw. die Arbeit wieder zufriedenstellender wird. Wir möchten es unbedingt vermeiden, dass zukünftige Vorstandsmitglieder ihre Belastungsgrenze überschreiten und in die Überforderung stolpern, von der wir uns nicht befreien konnten.

Obwohl wir von dem Amt zurücktreten werden, möchten wir im Verein gerne den Austausch über folgende Themen anstoßen. Unsere Ideen erfordern Satzungsänderungen, die auf einer Mitgliederversammlung beschlossen werden müssen. Auf Mitgliederversammlungen fehlt leider häufig die Zeit für tiefer gehende Diskussionen, was sowohl von uns als auch von den anwesenden Mitgliedern wiederholt als ungünstig empfunden wurde. Auch unabhängig davon haben sich Mitglieder immer wieder eine transparente Kommunikation über unsere internen Prozesse gewünscht, worauf wir eingehen möchten. Wir sind uns unsicher darüber, welcher Rahmen für einen Austausch über unten genannte Themen am besten wäre und ob es Mitglieder gibt, die sich an dieser Stelle mit Ideen einbringen wollen. Nichtsdestotrotz wollen wir euch diese Überlegungen nicht vorenthalten, auch wenn natürlich nicht klar ist, ob sich Mitglieder oder ein zukünftiges Vorstandsteam damit beschäftigen werden.

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Vorstandsvergrößerung: Der Vorstand hat bisher immer zu viert gearbeitet. Der Arbeitsaufwand aller anfallenden Aufgaben ist aus mehrjähriger Erfahrung (wie oben beschrieben) extrem hoch. Durch die Ehrenamtlichkeit kann man erwarten, aber nie sicher garantieren, dass alle vier Mitglieder „immer“ im hohen Ausmaß ihre Kapazitäten zur Verfügung stellen (können). Insbesondere in Anbetracht der erforderlichen Veränderungen in der nächsten Zeit fänden wir es sinnvoll, darüber zu sprechen, das Vorstandsteam auf sechs (oder mehr) Mitglieder zu erweitern. Wir erhoffen uns davon, die Arbeit, Verantwortung und Gestaltungsfreiheit auf mehr Köpfe aufzuteilen, einen größeren Strauß an Kompetenzen in der MoG-Community nutzen, Aufgabenbereiche besser strukturieren und inaktive Phasen von einzelnen Mitgliedern in einem größeren Team besser auffangen zu können.

Honorar: Der Vorstand von MoG e.V. arbeitet seit der Vereinsgründung auf ehrenamtlicher Basis. Laut unserer Satzung kann für seine Tätigkeit eine angemessene Vergütung vereinbart werden, die der Zustimmung der Mitgliederversammlung bedarf. In der Vergangenheit haben wir daran festgehalten, dass der Vorstand ehrenamtlich und unvergütet arbeiten soll. Da allerdings die Arbeitsbelastung anstatt konstant zu bleiben oder abzunehmen, nur zugenommen hat – und darüber hinaus diese Option auf der letzten Mitgliederversammlung angesprochen wurde – fänden wir es sinnvoll, diesen Punkt zu diskutieren. Auch ein Ehrenamt bei unserem „grenzenlosen“ Verein hat seine Grenzen. Ein Honorar kann besonders für jene zukünftigen Vorstandsmitglieder relevant sein, die sich für eine Mitarbeit begeistern würden, es aus finanziellen Gründen aber nicht stemmen können, in diesem Ausmaß für einige Jahre ehrenamtlich zu arbeiten. Für die Vergütung der Vorstandsarbeit kommt in erster Linie die Ehrenamtspauschale in Frage, die maximal 840 € pro Jahr (pro Person) beträgt. Eine höhere Pauschale (pro Vorstandsmitglied) wäre für MoG finanziell vermutlich nicht stemmbar, da durch die nötige Versteuerung natürlich eine deutlich höhere Summe anfiele. Allerdings wäre das Honorar „auf den Monat gerechnet“ natürlich immer noch extrem gering, also eher als eine „Aufwandsentschädigung“ zu verstehen.

Amtszeit: Wir haben auf der letzten (digitalen) Mitgliederversammlung im Dezember 2022 vorgeschlagen, die bisherige Amtszeit von vier auf zwei Jahre zu verkürzen. Dafür hatten wir verschiedene Gründe aufgeführt. Die Mehrheit der Mitglieder stimmten dem Vorschlag nach kurzer Diskussion zu. Dennoch wurde von einigen Mitgliedern der Wunsch geäußert, sich erneut und vertiefter damit zu beschäftigten, da sich vorherige Vorstände aus guten Gründen für die Länge von vier Amtsjahren entschieden hatten und es nicht ausreichend Zeit gab, um diese Argumente zu berücksichtigen. Falls dieser Wunsch noch besteht, wäre es natürlich möglich, sich nochmals darüber auszutauschen.

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Wir werden uns demnächst erneut an euch wenden, um euch über das weitere Vorgehen in Kenntnis zu setzen bzw. euch darin einzubeziehen. Ob im Rahmen von Nachfragen, Anmerkungen oder Vorschlägen, wir freuen uns selbstverständlich auf Reaktionen auf unsere Mail.

Liebe Grüße

Alix, Anton, Judith und Lea

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